Radeburg versucht was Neues: Rückblick auf das Scheunenfest

Am Sonntag dem 27. August fand zum ersten Mal auf Radeburgs Alter Poststraße das Heinrich-Zille-Hof- und Scheunenfest statt. Und es ist der Wille der Veranstalter, dass es auch nächstes Jahr wieder eins geben soll, denn das Fazit ist positiv.

Das geht ja gut los! Stimmungsbild am Sonntagvormittag.

Das geht ja gut los! Stimmungsbild am Sonntagvormittag. Foto: @blaulichtreport_rabu

Dass die Radeburger feiern können, ist dank Karneval hinlänglich bekannt. Es gibt noch die Weihnachtsmärkte, aber darüber hinaus konnte sich bisher kein weiters Fest dauerhaft etablieren. Wir blicken wehmütig zurück auf das Edenkobener Weinfest und auf das Vogelscheuchenfest. Kann man es diesmal besser machen und bekommt man ein Format hin, das eine Tradition werden kann?

Diese Frage stand erst mal überhaupt nicht. Zunächst ging es um den ganzen bürokratischen Kram, der mit so einer Veranstaltung verbunden ist: das Finden eines Träger-Vereins als Veranstalter, Genehmigungen hier, Anmeldungen da – Hygienepass, Gema… Für die Organisationen alles Neuland. Man war bereit, jede Hürde zu nehmen. Und dann stand immer die Frage im Raum: würde überhaupt „jemand“ kommen. Besser gesagt: würden denn genügend Leute kommen, so dass man nicht am Ende sagen müsste: außer Spesen nichts gewesen?

Doch „sie“ kamen in Scharen: Familien, Kinder, Alte, Junge aus Nah und Fern. Jeder wollte die neue Festivität kennenlernen. „Am Ende konnten wir von Glück sagen, dass es am Nachmittag geregnet hat, sonst hätte man uns überrannt,“ schätzt Organisator Uwe Grafe ein.

So haben die „Vorräte“ an Speisen und Getränken gerade so gereicht. Dabei war reichlich aufgefahren worden: Bratwürste, Pilzpfanne, Fischsemmeln, Kartoffeln aus dem Dämpfer mit Quark, Soljanka, Fladenbrot, Hefeklöße, Wein, Bier, Säfte, Obst, stapelweise Kuchen (Danke an Dana Edel für die Initiative!), Plinsen, Eis und mehr.

Die Scheune von der "Sachsen Kartographie" hatte Fladenbrote, Hefeklösse, Wiener und Gartenlimonade im Angebot.

Eine Leckerei namens „Hof- & Scheunenfest-Taler“, die vom Stadtcafé zur Verfügung gestellt wurde, war ruck zuck vergriffen.

Aber es ging ja nicht nur ums Essen. Die Besucher traten in ein historisches Ambiente, das an die „Zillezeit“ (Mitte 19. Bis Anfang 20. Jahrhundert) erinnern sollte. Was beim Vogelscheuchenfest noch nicht gelang – diesmal, nicht zuletzt mit Hilfe von Heidrun Tennert, waren die Akteure durchgehend entsprechend kostümiert. Viele Besucher taten es ihnen übrigens gleich.

Das Umfeld wurde durch Traktoren, alte Maschinen und Gerätschaften in eine entsprechende Atmosphäre versetzt und einige Teilnehmer widmeten sich auch speziell der Historie.

So hatte der Grundschul-Förderverein in einer Scheune ein historisches Klassenzimmer eingerichtet. Kinder von heute konnten testen, wie „bequem“ die Schulbänke damals waren und wie mit der „Feder“ die Schreibschrift erlernt wurde.

Wer mal ausprobieren wollte, wie man früher Kühe gemolken hat, konnte das an einem Übungs-Rind ausprobieren. Der Clou: es kam trinkbare, sogar schon pasteurisierte Milch aus den Zitzen!

Der Verein vom Fahrradmuseum „Velocium“ Weinböhla trat mit alten Fahrrädern und deren Vorläufern auf...

... und auch einen Heinrich Zille haben wir wieder. Steve Hornuff verteilte auf Postkarten gedruckte Zillemotive und sagt, er würde die Zille-Rolle gern öfter übernehmen. Den passenden Bart muss er noch nicht einmal ankleben. Pinselheinrich (Bildmitte) stattete natürlich auch einen Besuch bei seinen Kollegen ab, den „Pinselfreunden 4.0“, die in der Scheune der Familie Schmidt ausstellten.

Malen war überhaupt angesagt – ob beim beim Haarkränzebinden, Kinderschminken, beim Basteln, oder bei der Initiative „Wir malen gemeinsam das größte Bild von Radeburg“.

„Wir malen gemeinsam das längste Bild von Radeburg“. Zahlreiche Kinder hatten sich an der Aktion beteiligt und heraus gekommen ist tatsächlich ein Bild, das – ganz schön lang ist. (siehe Abbildung ganz unten oder Video). Ihr dürft raten, wie lang! Schreibt Euer Rateergebnis auf ein loses Blatt und werfte es mit folgenden Angaben in den Briefkasten der Sparkasse (Achtung! Das ist nicht der rote Briefkasten von Post Modern!) denn die Sparkasse hat drei wertvolle Preise für diejenigen ausgelobt, die der tatsächlichen Länge am nächsten kommen.

Die Länge beträgt ______  Meter ________ Zentimeter

Name, Vorname Kontakt (Anschrift ODER Mailadresse ODER Rufnummer) – Daten werden nach der Gewinnermittlung gelöscht! Einsendeschluss ist der 8. Oktober, 24 Uhr.

 

Wer diesmal nicht malte, war Co-Sponsor Malermeister Lehmann. Er hatte seine Scheune aufgemacht um es wie ein kleines Zillemuseum zu präsentieren. Im eigenen historischen „Sammel-Surium“ wurde historisches Filmmaterial präsentiert, begleitet von Musik aus den 20ern. Dazu gab es Früchtebecher, „Zille-Bowle“ (Rezept erfragen!) und Feldschlösschen-Radler.

Mit historischen aber auch anderen Fahrzeugen war Hauptsponsor Big Bike Station vor Ort, die Fachwerkstatt für Harley Davidson und mehr. Kinder konnten als Sozius mitfahren und mal ein Stück „Harley-Lebensgefühl“ kennenlernen. Aber auch die Oldtimer und Sportwagen fanden ihre Interessenten.

Für Sportler und solche, die es noch werden wollen, gab es interessante Wettbewerbe. Zum Beispiel hatte der Boxclub einen Wettbewerb, wer am längsten an der Reckstange hängen kann. Dieser Wettbewerb ist ein echtes Kräfte-Messen, denn der Stärkste ist, wer sein eigenes Gewicht am längsten selbst halten kann. Erster war Manuel Schmidt, bemerkenswert war auch die Leistung des 6jährigen Vincent Wacker, der drei Minuten schaffte.

Die Handballer hatten einen „Rebounder“ (leider nicht im Bild), ein Sportgerät, von dem der selbst geworfene Ball zurückprallte und das Geschick bestand darin, diesen nicht unbedingt geradlinig zurückkommenden Ball zu fangen. Die Kinder hatten damit ebenso viel Spaß wie beim Dosenwerfen.

Es gab viele individuelle Beiträge, wie von Burghard Wilbat (rechts), vor allem musikalische im Stil der Zeit - von Ulf Walter (links), die Akkordeongruppe Bärwalde (unten), aber auch von Annette Naumann und DJ Hannes. Sie alle steuerten ihre Beiträge kostenlos bei - einfach aus Spaß und: „Weil es mal was anderes ist!“

Auch Radeburger Firmen präsentierten sich – mit in die Historie passendem Handwerk, wie die „Wollkiste“ zeigte hier, wie man aus Schurwolle einen Faden spinnt ... –

... oder als Anlieger wie Kerstin Schiefner, die eine kleine Modenschau mit italienischer Mode veranstaltete.

Der „Runde Tisch“ befragte die Bürger zur Marktgestaltung und sammelte interessante Vorschläge (siehe gesonderter Beitrag).

„Dass unser Konzept aufgehen würde, da war ich mir relativ sicher, aber wie fast schon perfekt das alle dann umgesetzt haben - das war schon Spitze," sagt Organisator Uwe Grafe. „Auch wie sich Anwohner eingebracht haben – Torsten Schiefner oder Reiko Richter zum Beispiel. Oder Christina Koch (Kultur- und Heimatverein) mit ihren Führungen durch den Zillehain. Oder die Klasse 10C der Zilleschule, die den Toilettenwagen betreut hat. Und einen großen Dank auch an die Stadtverwaltung, speziell das Ordnungsamt für die Hilfe bei den Formalitäten, an den Bauhof. Auch ein Riesen-Dankeschön an die Zappelbude, die als Verein die Trägerschaft übernahm. Ohne wäre es nicht gegangen. Das darf man nicht vergessen. Danke auch an die vielen Ungenannten, die ebenfalls zum Gelingen beigetragen haben!“

Manuel Schmidt als Mitorganisator ergänzte: „Es gab bereits ein Lob  von der Stadt Radeburg an uns,  dass wir so fix waren mit dem Wegräumen und wie sauber wir die Straße hinterlassen haben. Das möchte ich gerne an alle Beteiligten weitergeben.“

Besucher sagten: „Sowas schreit förmlich nach Wiederholung!“ Die Veranstalter wollen sich alle Mühe geben, dass es nächstes Jahr wieder stattfinden kann. Geplant ist Sonntag der 25.08.24.